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Student Camera Award für Song Zhi Yi

Visionen gestalten

Auf dem Filmschoolfest Munich wurde Song Zhi Yi, Student der Puttnam School of Film & Animation Singapur, mit dem Student Camera Award für seine Kameraarbeit bei „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“ ausgezeichnet. Wir sprachen mit ihm für unsere Ausgabe 1–2.2024 über die gestalterische Idee, den Film in Schwarz-Weiß zu drehen, und seine Zusammenarbeit mit Regisseur Lim Yuzheng.

Filmstill aus „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“
SFX vom Schädlingsbekämpfer: Filmstill aus „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“ (Foto: Song Zhi Yi)

Song Zhi Yi studierte am Lasalle College of the Arts Puttnam School of Film and Animation und machte dort 2022 mit Auszeichnung seinen Bachelor of Arts. Seitdem arbeitet er in Singapur als Kameramann und Beleuchter. Er sieht seine Stärke im leidenschaftlichen Bemühen, Geschichten mittels des Mediums Film zu erzählen, und strebt nach neuen und kreativen Wegen, um die Kunstform des Kinos weiterzuentwickeln.

Herzlichen Glückwunsch für den Student Camera Award beim Filmschoolfest Munich 2023! Leider konntest du den Preis nicht selbst entgegennehmen. Wie war es für dich zu erfahren, dass du den Award bekommen hast?

Ich habe tatsächlich geschlafen, als die Ergebnisse beim Filmschoolfest Munich bekannt gegeben wurden! Die Zeitzone von Singapur liegt 7 Stunden vor München, also war es bei uns tief in der Nacht. Am Tag darauf hatte ich einen Dreh und als ich aufstand, habe ich erst überhaupt nicht begriffen, warum da plötzlich über Nacht so viele Nachrichten auf meinem Telefon waren. Und dann habe ich von meinem Regisseur Lim Yuzheng erfahren, dass ich den Student Camera Award gewonnen hatte! Es war fast surreal und während des gesamten Drehs fühlte es sich an, als würde man träumen! Für den Abend hatte ich mit meiner Partnerin Angel, die auch Erste Kameraassistentin bei dem Film war, Pläne gemacht, mich mit ein paar meiner Klassenkameraden zum Essen zu treffen, nachdem wir uns eine Weile nicht gesehen hatten. Darunter waren auch Aeryn und Winnie, die Zweiter Kameraassistent und Production Designerin bei „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“ waren. Wir haben also die Gelegenheit genutzt und den Award gefeiert!

Was war dein visuelles Konzept für „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“?
Das visuelle Konzept haben der Regisseur Lim Yuzheng und ich ausführlich in der Vorbereitungsphase besprochen. Yuzheng ist selbst auch ein Kameramann und hat bereits fiktionale Filme gedreht, die auf Filmfestivals auf der ganzen Welt gezeigt wurden. Er hatte auch schon bereits eine Vorstellung davon entwickelt, wie der Look des Films aussehen sollte. Es war auch hilfreich, dass wir während unserer Zeit an der Universität viel Zeit damit verbracht haben, gemeinsam Filmvorführungen zu besuchen und oft generell über Kino gesprochen haben.

Song Zhi Yi mit 1. AC Angel an der RED Helium
Song Zhi Yi mit 1. AC Angel an der RED Helium (Foto: privat)

Es war uns wichtig, die Einsamkeit der Figur, ihre Einsamkeit im Umgang mit ihrem Verlust und wie sie am Rand der Gesellschaft stand, einzufangen. Yuzheng fühlte sich besonders von den Werken von Nuri Bilge Ceylan angezogen und war inspiriert von der Art und Weise, wie Ceylan Charaktere darstellt. Wir haben uns auch von den Werken von Payal Kapadia inspirieren lassen, nachdem wir ihre Kurzfilme „And What Is The Summer Saying“ und „Afternoon Clouds“ für uns entdeckt hatten. Die Bilder vermittelten Liebe, Verlust und eine gewisse mystische und überirdische Atmosphäre, die ich auch in unserem Film darstellen wollte. Ein paar Monate vor Beginn der Dreharbeiten konnten wir auch ihren Spielfilm „A Night Of Knowing Nothing“ ansehen. Die Stimmung und die Verwendung von Voiceover gepaart mit den beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern waren eine wirklich große Inspirationsquelle während des Drehs von „Today’s Sunlight Falls Weakly on You“. Wir waren auch sehr daran interessiert zu erforschen, wie Gegenstände die Essenz einer Person festhalten können, insbesondere von jemandem, der vielleicht von uns gegangen ist. Die Werke der japanischen Fotografin Ishiuchi Miyako, insbesondere ihr Buch „Mother’s“, waren nicht nur eine große Inspiration für die visuellen Aspekte, sondern auch für die Geschichte des Films. Ich war auch schon lange beeindruckt von Daido Moriyama und wollte ein wenig von seinem Fotografiestil „are-bure-bokeh“ in unserem Film anwenden.

Wie kam es zu der Entscheidung, in Schwarz-Weiß zu drehen und was waren die besonderen Herausforderungen dabei?
Ursprünglich hat Yuzheng vorgeschlagen, in Schwarz-Weiß zu drehen, weil er der Meinung war, dass dies die Stim- mung der Geschichte besser vermitteln würde. Für mich haben eher die Herausforderungen, denen wir an unseren Drehorten begegnet sind, die Entscheidung für Schwarz-Weiß bekräftigt. Die Drehorte des Films wurden nämlich recht früh in unserer Vorbereitungsphase festgelegt und bestimmte Teile der Geschichte waren tatsächlich von der Lage des Hauses inspiriert. Ich wusste, dass wir viele Weitwinkelaufnahmen machen würden, bei denen wir beim Licht nicht viel Gestaltungsspielraum haben würden. Deshalb dachte ich, dass es Ablenkungen reduzieren und das allgemeine Bild einheitlicher und weniger ablenkend halten könnte, wenn wir in Schwarz-Weiß drehen würden. Das war allerdings eine ziemliche Herausforderung, da wir der einzige Film in unserem Jahrgang waren, der in Schwarz-Weiß gedreht wurde und viele von der Arbeit mit Kameras, die wir in unserem Jahrgang gemacht haben, sich hauptsächlich auf die Farbcinematographie konzentriert hatte. Wir hatten aber das große Glück, Hideho Urata als Kamera-Dozenten zu haben, der mir mit einem kleinen Crashkurs im Drehen und Lichtsetzen für Schwarz-Weiß sehr weitergeholfen hat.

Filmschoolfest Munich 2023 STUDENT CAMERA
Regisseur Lim Yuzheng nahm den Student Camera Award stellver- tretend von „Film & TV Kamera“-Chefredakteur Uwe Agnes entgegen. Neben Lim Yuzheng mit heraushängendem Hemd: Jurymitglied Younès Ben Slimane (Foto: Filmschoolfest Munich / Ronny Heine)

Wie lief der kreative Dialog zwischen Regisseur und DoP?
Die Zusammenarbeit mit Yuzheng war ein sehr kollaborativer Prozess. Yuzheng, unser Produzent Xiao Xuan und ich haben in der Vorbereitung ziemlich viel Zeit mit der Vorbesichtigung der Locations verbracht. Meistens hatte ich einfach eine kleine Ricoh-Kompaktkamera dabei und habe Fotos gemacht, die Yuzheng dann als visuelle Inspiration genutzt hat. Im Film gibt es eine Szene, in der die Figur nach Hause zurückkehrt und in der wir den Abstand zwischen ihr und der Außenwelt darstellen wollten. Bei einer Vorbesichtigung haben wir gesehen, dass dort bei einer Mückenbekämpfung große Rauch- und Nebelschwaden eine beinahe überirdische Stimmung auf der Straße erzeugten, auf der die Figur auf dem Heimweg sein würde. Daraufhin haben wir beschlossen, genau das beim Dreh zu verwenden, und haben einen Schädlingsbekämpfer engagiert, um den Rauch und Nebel zu erzeugen, den man in den Bildern sieht. Das hat sehr dazu beigetragen, eine starke visuelle Wirkung in dieser Szene zu erzeugen und für mich war dieser Shot einer der wirkungsvollsten. Aber wir wären nicht auf diese Idee gekommen, wenn wir nicht während der Vorbesichtigung so viel Zeit an den Drehorten verbracht hätten, offen für das gewesen wären, was wir dort sahen, oder uns strikt an das Drehbuch gehalten hätten. [15407]


Mehr erfahren? Hier geht’s zum kompletten Interview mit dem Student Camera Award Preisträger Song Zhi Yi!


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