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Drahtloser Wendehals

Sennheiser AVX-System mit DECT-Technologie im Test (1/2)

In unserer Ausgabe Film und TV Kameramann 1-2 2016 testeten wir das AVX-Drahtlosmikrofonsystem von Sennheiser, welches speziell für den Betrieb mit Videokameras entwickelt wurde. Das System arbeitet digital und unterscheidet sich in vielen Punkten nicht nur von analogen, sondern auch von anderen digitalen Drahtlossystemen.

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(Bild: Peter Kaminski)

Das auf der NAB Anfang 2015 vorgestellte neue Drahtlossystem nutzt eine ganz andere Übertragungstechnik als alle anderen Kameradrahtlossysteme. Der DECT-Standard (Digital European Cordless Telecommunications) ist den meisten sicherlich durch das DECT-Drahtlostelefon zu Hause bekannt. Im Bereich der professionellen Intercom- Systeme gibt es schon verschiedene DECT-basierende Produkte aber im Bereich professionellen Drahtlosmikrofonsysteme stellte das System ein Novum da.

Ein entscheidender Vorteil von DECT ist, dass sich die Geräte selber die Frequenzen suchen und bei auftretenden Interferenzen diese sogar selbstständig wechseln. Hierzu kommunizieren die DECT-Geräte bidirektional.

Ein weiterer Vorteil ist, das DECT weltweit genutzt werden kann, aber leider in etwas unterschiedlichen Frequenzbereichen. In Europa ist der Bereich 1.880 bis 1.900 MHz zugewiesen. Die AVX-Versionen für Europa lassen sich aber auch in Indien, Indonesien, Hongkong und Singapur, Malaysia sowie Australien einsetzen, da dort der gleiche Frequenzbereich für DECT gilt. Für andere Regionen wie Nordamerika (USA/Kanada) sowie die meisten mittel- und südamerikanischen Länder, Brasilien, Japan und Taiwan gibt es extra Versionen.

Die Nutzung ist anmelde- und lizenzfrei. Die Bundesnetzagentur hat den aktuellen DECT-Frequenzbereich bis zum Jahr 2025 zugewiesen und man darf davon ausgehen, dass der Betrieb auch darüber hinaus möglich sein wird und so praktisch über Jahrzehnte gewährleistet ist.

Konzeption

Das AVX bietet einen Audioübertragungsbereich von 20 Hz bis 20 kHz mit 48 kHz Abtastrate und einer Auflösung von 24 Bit. Es wird ein Störabstand von über 90 dB (A-gewichtet) erreicht. Um Audiodaten mit diesen Parametern übertragen zu können, muss man einmal eine Datenkompression mit einem Audiocodec vornehmen und zudem mehrere DECT-Kanäle bündeln.

Theoretisch lassen sich bei der EU-Version maximal zwölf AVX-Systeme gleichzeitig betreiben. Das ist eher ein theoretischer Wert, denn es gibt ja in der Regel auch noch andere DECT-Geräte. Ein paar AVX-Strecken laufen problemlos parallel. Zur Sicherung der Übertragungsqualität kommt sowohl am Sender als auch beim Empfänger Diversity-Technik (Zweiwege) zum Einsatz.

Als Codec wird ein von Sennheiser modifizierter, beziehungsweise optimierter CELT-Codec genutzt. Durch die Kodierung, den implementierten Fehlerschutz sowie der dynamischen Frequenzwahl ergibt sich eine Latenzzeit des Systems von 19 Millisekunden. Dazu später mehr. Interessant ist auch, dass das digitale Signal abhörsicher mit einer 256-Bit-AES-Verschlüsselung übertragen wird – also eine viel sicherere Verschlüsselung als DECT sie standardmäßig vorsieht.

Taschensender

Der kompakte und dank Metallgehäuse robuste Taschensender SK AVX wiegt 130 Gramm und ist sogar ein paar Millimeter kleiner als sein Bruder aus der Serie ew 100 G3 von Sennheiser. Dank der hohen Frequenz ist die Antenne deutlich kürzer als man das von den Systemen im UHF-Bereich gewohnt ist.

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Durch Drehen des XLR-Steckers lässt sich der AVX-Empfänger immer in eine geeignete Betriebsposition stellen. (Bild: Peter Kaminski)

Der LiPo-Akku, der eine Laufzeit von etwa 15 Stunden gewährleistet, wird aufgesteckt. Eine Klappe mit der Akkus und Einstelltasten abdeckt werden, gibt es beim AVX-Sender nicht. Das liegt auch daran, dass überhaupt keine Einstellmenüs und entsprechende Bedientaster am Sender existieren. Neben dem Einschalter sind nur noch ein Taster für das Pairing zwischen Empfänger und Sender sowie ein Mute-Schiebeschalter vorhanden.

Der Link-Status wird über eine LED an der Oberseite des Empfängers signalisiert, wobei grün bedeutet, dass ein Link zu einer AVX-Gegenstation aufgebaut wurde. Im Display wird der Name der Funkverbindung (die letzten vier Ziffern der Seriennummer), Feldstärke und Restlaufzeit ausgegeben. Bei einer Akku-Restlaufzeit von weniger als 15 Minuten fängt die Indikator-LED an rot zu blinken. Geladen wird der Empfänger über ein Micro-USB-Kabel. Der USB-Anschluss ist über eine Gummiabdeckung staub – geschützt.

Mikrofone

Der Anschluss des Mikrofons am Taschensender erfolgt über eine 3,5-mm-Klinkensteckerbuchse mit Dreharretierung, wie man sie vom Sennheiser ew 100 G3 her kennt. Achtung: Es ist wichtig zu wissen, dass sich am AVX-Taschensender nicht jedes Mikrofon betreiben lässt!

Sennheiser bietet den Taschensender mit dem Lavalier- Kapseln Sennheiser ME 2 oder dem MKE 2 (beides Kugelrichtcharakteristik) an. Die Sennheiser-Kapsel MKE 1 ist übrigens ebenfalls mit dem SK AVX kompatibel. Für professionelle Anwendungen empfiehlt sich das Set mit der Kapsel MKE 2, die mit Ansteckclip, Mikrofonkorb, Fellwindschutz und Frequenzgangkorrekturkappen in zwei Größen geliefert wird.

Handsender

Mit dem SKM AVX wird auch ein Handsender (275 mm Länge mit Mikrofonkapsel) angeboten. Diesen gibt es in zwei Versionen und zwar mit und ohne Mute-Schalter. Der Übertragungsbereich wird von Sennheiser mit 50 Hz bis 20 kHz angegeben.

Als Mikrofonkapsel ist die MMD 835-1 mit Nierenrichtcharakteristik vorgesehen. Alle Mikrofonkapseln der ew- G3-Serie lassen sich aber am Handteil SKM AVX-835 aufsetzen. Es gibt alternativ noch die Kapsel MMD 42 mit Kugelrichtcharakteristik, die auf dem Sennheiser Reportage-Mikrofon MD 42 basiert.

Auch im SKM AVX-835 Handteil wird ein LiIo-Akku eingesetzt, der eine Betriebszeit von etwa 15 Stunden gewährleistet. Alternativ gibt es für den Handsender auch ein Batteriegehäuse, in dem sich zwei AA-Batterien einsetzen lassen. Beim Betrieb mit Alkaline-Batterien beträgt die Betriebszeit etwa elf Stunden.

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Es lassen sich verschiedenste Mikrofonkapseln auf den AVXHandsender aufschrauben.°

Kameraempfänger

Nun zum nächsten, spannenden Feature des AVX- Systems, nämlich dem kompakten Kameraempfänger. Das Wort „kompakt“ kann man bei einer Länge von 81 Millimetern gar nicht deutlich genug hervorheben. Der XLR-Stecker ist im Empfänger integriert und lässt sich zudem im Bereich von 320 Grad verstellen, wobei er in 19 Positionen einrastet.

So findet sich für den Wendehals immer eine Stellung, in der er nicht im Weg ist. Die Akkurestzeit wird durch Antippen des roten Tasters über vier LEDs ausgegeben. Mit dem Taster AF Out lassen sich vier Ausgangspegel anwählen (0, –10, –20 und –30 dBu).

Der Akku hat eine Laufzeit von etwa vier Stunden. Der AVX-Empfänger überwacht, ob am Eingang eine 48-VPhantomspeisung anliegt. Fällt diese ab, weil die Kamera ausgeschaltet wurde, so geht der Empfänger in einen stromsparenden Stand-By-Modus. Zum normalen Dauerbetrieb ist aber keine Phantomspeisung zwingend erforderlich, so dass er sich auch an DSLR-Kameras betreiben lässt.

Bei einer Unterschreitung von 15 Minuten Akkurestbetriebszeit fängt die unterste LED des LED-Bargraph an rot zu blinken. Wie beim Handsender liegt dem Empfänger auch ein Steckernetzteil bei. Im Lieferumfang sind auch ein Blitzschuhadapter sowie ein Clip, mit dem der Empfänger auch am Körper getragen werden kann.

Hier geht es weiter mit dem zweiten Teil unseres Testberichts aus dem Film und TV Kameramann 1-2/2016.

 

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